Im folgenden beschreibt mein guter Freund Manuel seinen Trip im Himalaya nach Gokyo-Ri. Ein Bericht über das Essen die Unterkünfte und natürlich den Trek selbst. Viel Spaß beim Lesen.
Im Februar und März diesen Jahres bin ich mit sechs Freunden nach Nepal aufgebrochen, mit dem Ziel einen Gipfel in einer Höhe von 5360m zu besteigen – den Gokyo-Ri. Weil wir alle keine Erfahrungen mit derart langen Trekkingtouren und zudem noch in einer solchen Höhe hatten, entschlossen wir uns die Reise über eine österreichische Trekkingagentur zu buchen. Dies erwies sich als sehr komfortabel. Um Unterkünfte, Verpflegung und den Transitflug nach Lukla mussten wir uns keine Gedanken mehr machen. Sogar unser Gepäck wurde während des Treks durch eine Trägermannschaft von Lodge zu Lodge gebracht, sodass wir während dem Wandern nur Tagesrucksäcke benötigten. Begleitet wurden wir auf der gesamten Tour von zwei nepalesischen Guides. Im Nachhinein kann man sagen, dass man diesen Komfort nicht in dem Ausmaß benötigt und ich persönlich beim nächsten Mal einige Dinge ändern würde. Bei einer möglichen zukünftigen Trekkingtour in diesem Schwierigkeitsgrad würde ich z.B. mein gesamtes Gepäck selbst tragen wollen. Die Sherpa freuen sich zwar über Aufträge von Touristen und bestreiten damit ihren Lebensunterhalt, sodass es unter dem Gesichtspunkt der ökonomischen Entwicklung der Region durchaus Sinn macht. Andererseits überwiegt der persönliche und sportliche Ehrgeiz, eine solche Tour aus komplett eigener Anstrengung zu schaffen. Mit einem etwas größerem Rucksack und dafür etwas weniger Wechselkleidung und sonstigem (unnötigen) Material ist die Tour mit einer 1-3h längeren Etappenzeit gut machbar. Die Führung durch unsere Guides war für die erste Trekkingtour im Himalaya gut, da man dadurch auch mitbekommt, wie man die Höhenakklimatisierung und Etappenplanung gestalten sollte. Zudem wird man bei der Gehgeschwindigkeit eingebremst, was im Hinblick auf die Tourenlänge und die ungewohnte Höhe auf jeden Fall wichtig ist. Ab 3000m Höhe lautet das Credo lieber langsam und konstant, als zu schnell und überhastet. Allerdings würde ich mir die Orientierung mit einer Karte in diesem Gelände sehr gut zutrauen. Wenn man einmal auf dem Weg ist, ist es quasi unmöglich sich zu verlaufen. Mit der Erfahrung der ersten Tour und diesen Erkenntnissen kann man also ein solches Vorhaben eigenständig umsetzen. Nichtsdestotrotz: Für die erste 14-tägige Trekkingtour in einer Höhe zwischen 2800m und 5360m war es gut und angenehm diese Rahmenbedingungen nutzen zu können.
Nun aber zur Tour: Begonnen hat das Abenteuer mit einem Flug von Kathmandu nach Lukla, einem Flughafen mitten in der Gebirgsregion auf 2800m Höhe. Geflogen wird in kleinen Propellermaschinen mit sagenhaften 13 Sitzplätzen, zwei Piloten und einer Stewardess. Die Landung auf der kurzen und steilen Landebahn kostet vor allem wegen der schlechten Unfallstatistik und Berichterstattung, nicht aber wegen dem sehr souverän wirkenden Landevorgang Nerven. Von dem kleinen Örtchen Lukla geht es von nun an zu Fuß weiter. Innerhalb von zwei Tagen erreicht man den bekannten Sherpa-Ort Namche Bazaar. Der Ort hat allerdings inzwischen wenig mit einem kleinen Bergdorf mitten im Himalaya zu tun. Dafür, dass man hier nur zu Fuß hinkommt und sich auf über 3400m Höhe befindet, gibt es hier alles was das Herz begehrt. Zwischen den zahlreichen Lodges und Hotels gibt es Kaffeebars mit hochwertigen Siebträgermaschinen, Gebäck und WLAN sowie Shops für Outdoorausrüstung und Souvenirs. Wir verbringen drei Nächte in Namche, um uns an die Höhe zu gewöhnen. Auch wenn man in den Alpen schon das ein oder andere Mal über 3000m hoch war, macht ein längerer Aufenthalt in dieser Höhe einen gewaltigen Unterschied. Man muss viel trinken, sich bewegen und in Akklimatisierungstouren ein paar Höhenmeter gut machen um im Anschluss wieder absteigen zu können. Nur so vermeidet man die Höhenkrankheit. Wir besuchen die in der Region gelegenen Orte Thamo, Khumjung und Khunde. Es gibt wunderschöne Aussichtspunkte, interessante Kloster und die Kultur der Sherpa zu entdecken. Maximal steigen wir auf 3800m auf und schlafen abends wieder auf 3400m Höhe.


In Namche sind wir das vorerst letzte Mal mehrere Nächte an einem Ort gewesen bis wir in Gokyo ankommen. Wir bleiben bis zum Ort Tengboche auf dem gleichen Weg, der auch zum Mount Everest bzw. dessen Basecamp führt. Den Unterschied merkt man vor allem nach der Abzweigung Richtung Gokyo deutlich. Wir sind wirklich froh, nicht den „Mainstream-Trek“ zum Basecamp zu nehmen und stattdessen zu dem weniger bekannten, aber dafür wunderschönen Aussichtsberg Gokyo-Ri zu trekken. Auf dem relativ vollen Weg bis Tengboche wird man dafür auch mit herrlichen Ausblicken belohnt. Bei klaren Sichtverhältnissen ragen der Mount Everest mit seiner markanten Schneefahne und der Lhotse empor. Noch beeindruckender war für mich der sehr nahe und charakteristische Ama Dablam. Insgesamt wird die Landschaft erst nach Namche so richtig beeindruckend und vermittelt das Gefühl von Höhe. Bis knapp unter 4000m Höhe gibt es im Himalaya nämlich noch Vegetation, die alles rein optisch sehr viel niedriger gelegen erscheinen lässt. So hatte ich die ersten Tage, als wir durch Wälder und an einem Flussbett entlang wanderten eher das Gefühl im Schwarzwald unterwegs zu sein, als in einer überraschend grünen Vegetation auf 3000m Höhe. Nun aber, da wir die Baumgrenze überschritten haben und herrliche Weitblicke und kaum zählbare Berggipfel genießen dürfen, freue ich mich immer mehr auf die Gipfelbesteigung an unserem Höhepunkt der Tour. Über das kleine malerisch gelegene Dorf Phortse geht es einem großen Tal folgend zu den Seen von Gokyo. Von Phortse an verkürzen sich unsere Etappen auf einen Halbtagesmarsch, da wir ansonsten zu viele Höhenmeter in zu kurzer Zeit überwinden würden und damit das Risiko der Höhenkrankheit erheblich steigen würde. Mittags brechen wir dafür immer noch einmal zu einem Aussichtspunkt auf, um die Akklimatisierung weiter voran zu treiben.


4000m Höhe spüre ich deutlich. Alles, wirklich alles, ist anstrengend. Morgens, wenn der Kreislauf noch nicht in Schwung ist und man sich in dem eiskalten Raum (~ -5°C) möglichst zügig anziehen möchte gerät man schon beim Socken anziehen außer Atem. Nachts wache ich ab und zu auf, weil mein vom Körper gewohnter Atemrhythmus zu langsam für die sauerstoffarme Umgebung ist. So schreckt man plötzlich hoch, weil man keine Luft mehr bekommt und hechelt so lange bis die Sauerstoffzufuhr wieder stimmt. Dass das Bergauflaufen in einem Tempo voran geht, wo man sich in heimischer Umgebung für schämen würde, brauche ich glaube ich gar nicht extra erwähnen.
Ein paar Worte möchte ich auch noch zu den Lodges verlieren. Durch den sich in den letzten Jahren stark entwickelnden Tourismus gibt es im Sagarmatha Nationalpark (Sagarmatha ist der ursprüngliche Name für den Mount Everest) ein großes Angebot an Lodges. Zu unserer Reisezeit Anfang März beginnt die Trekkingsaison erst langsam. Daher war es in den Ortschaften und Lodges noch nicht zu voll. Zur Hauptreisezeit sieht das aber sicherlich anders aus und man sollte sich vorher um Übernachtungsplätze kümmern. Unter diesem Aspekt hat man mit einer geführten Tour natürlich wieder die besseren Karten. In den Lodges haben wir auch nicht nur übernachtet, sondern auch alle unsere Mahlzeiten eingenommen. Das Essen war sehr lecker, die Herbergsmütter haben wirklich immer fantastisch gekocht. Unsere Gruppe hat sich mit den lokalen Spezialitäten sehr gut angefreundet. Zum Frühstück gibt es Tsampa (geröstetes Gerstenmehl mit Schwarztee zu Brei aufgegossen) oder normales Porridge, mittags gebratene Nudeln, Reis oder Kartoffeln mit Gemüse und abends meistens Dal Bhat (Linseneintopf mit Reis und Gemüse) oder Momos (gefüllte Teigtaschen) mit einem Reisgericht. Nicht nur morgens könnte man auch westliche Speisen bestellen. Davon haben wir aber abgesehen, da das Original bekanntlich das Beste ist. Gegessen wird in einem großen Aufenthaltsraum, der abends mit einem kleinen in der Mitte befindlichen Ofen etwas gewärmt wird. Das ist auch der einzige Raum, der zumindest zeitlich begrenzt beheizt ist. Die Schlafräume, meist Zweibettzimmer, sind schlecht isoliert und werden daher nachts sehr kalt. Ein sehr guter Schlafsack mit einem Komfortbereich bei Minustemperaturen ist mehr als empfehlenswert. Fließend Wasser gibt nach Namche auch nicht mehr. Ein paar Tage ohne Dusche und in anderen hygienischen Verhältnissen muss man halt aushalten können. Dafür verkaufen fast alle Lodges bei manchen Touristen beliebte Konsummittel wie Coca-Cola, Chips und Kekse. Diese Güter werden mühsam zu den Lodges geschleppt und die Sherpa freuen sich natürlich über einen kleinen Nebenverdienst. Nicht vergessen darf man dabei aber die enorme Abfallproblematik auf und neben der Treks. Der Müll wird nämlich nicht mehr runtergetragen, weil das kein Geld mehr einbringt. Stattdessen wird alles verbrannt oder einfach neben den Wegen vergraben bzw. liegen gelassen. Ich persönlich habe das Angebot nicht genutzt. Wasser habe ich mir in meine mitgebrachten Flaschen abfüllen lassen und mit Tabletten gereinigt und auf alles andere verzichtet, weil man es auch mal zwei Wochen so aushält. Alle von mir mitgebrachten Verpackungen habe ich auch wieder selbst mitgenommen. Diese Verhaltensweise kann ich jedem Trekkingfan nur ans Herz legen, um die wunderschöne Natur und die gesamte Region davor zu bewahren im Müll zu versinken.
Das Tal, welches man Richtung Gokyo hochläuft endet bei den Seen von Gokyo, die den Fluss durch das Tal speisen. Der kleine Ort Gokyo liegt direkt am dritten See und am Fuße des Gokyo-Ri. Wenn man es bis hier hoch schafft befindet man sich in einer herrlichen Landschaft. Die Seen sind zwar noch zugefroren, wenn man so früh in der Saison dran ist wie wir. Normalerweise haben diese eine wunderschöne türkisene Farbe. Aber auch die zahlreichen Gipfel rundum und vor allem der riesige Gletscher direkt neben dem Ort ist sehr beeindruckend. In der noch von Schnee bedeckten Landschaft kann man sich nicht satt sehen.


Der Höhepunkt – die Gipfelbesteigung des Gkyo-Ri – startet um 4 Uhr morgens. Wir wollen zum Sonnenaufgang auf dem Gipfel sein und müssen dazu noch knapp 600 Höhenmeter überwinden. Unsere Guides haben sich in der Zeitkalkulation leider etwas vertan und es wird sehr knapp den Gipfel rechtzeitig zu erreichen. Das liegt auch daran, dass es noch sehr viele, teilweise knietiefe Schneefelder gibt und der optimale Weg aufgrund der Dunkelheit schwer zu finden ist. Doch die Mühe lohnt sich und wir schaffen es alle unter erheblichen Anstrengungen den Berg hoch zu spurten, um auf dem Gipfel zu sein bevor die Sonne die ersten Berggipfel übersteigt. Im Westen werden die ersten Bergwände schon orange angestrahlt, bevor wir die Sonne im Osten erblicken können. Als sich diese dann direkt neben Mount Everest und Lhotse emporschiebt, ist das ein wirklich ein magischer Moment. Die kalten Füße und Finger geraten vollkommen in Vergessenheit und ich genieße einfach nur den Augenblick. Insgesamt sehen wir von unserem vergleichsweise niedrigem Berg vier Achttausender: Mt. Everest, Lhotse, Makalu und Cho Oyu. Die endlosen weiteren Gipfel in 6000 und 7000m Höhe kann man sich schon gar nicht mehr merken. Wir verweilen ungefähr eine Stunde auf 5360m, machen Fotos, genießen das Panorama und steigen dann bei klarem Himmel und strahlender Sonne wieder ab, um unten müde und hungrig das wohlverdiente Frühstück zu genießen.




Der Abstieg zurück nach Lukla geht gemessen am Aufstieg zügig und wir brauchen nur drei Tage um zurück auf 2800m Höhe zu sein. Der Rückflug nach Lukla verläuft auch reibungslos und wir sind alle sehr zufrieden mit dieser tollen Tour.
Trekking in Nepal – sehr empfehlenswert, tolle Erlebnisse, beeindruckende Natur und jede Menge Abenteuer garantiert!
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